Systemische Prozessorientierte Aufstellungsarbeit

 

Vorläufer der Aufstellungsarbeit sind J.L. Moreno (Psychodrama) und V. Satir (Familienskulpturen und –rekonstruktionen). Die durch B. Hellinger (Familien-Stellen) in der Psychoszene heftig ausgelösten Diskussionen über die Wirksamkeit des Verfahrens, die Ethik und Verantwortlichkeit eines Aufstellers/einer Aufstellerin bewirkte, dass die Methode der Aufstellungspraxis von vielen Wissenschaftlern, Psychologen, Biologen, Therapeuten usw. erforscht wird und sie heute als eine wirkungsvolle Methode innerhalb einer therapeutischen Arbeit ihren anerkannten Platz gefunden hat.

 

Es gibt verschiedene Vorgehensweisen, wie der Prozess begleitet werden kann. Unten können sie in den Videos Charakteristisches von unterschiedlichen Therapeuten erkennen. Jeder Therapeut, jede Therapeutin bringt aufgrund der Schule, der er oder sie angehört und der eigenen reflektierten Persönlichkeit und Erfahrung einen eigenen Schwerpunkt, eine besondere begleitende Unterstützung in den Prozess ein. 

 

 

Ein Beispiel eines möglichen Vorgehens:

Das Anliegen eines Einzelnen/einer Einzelnen in der Gruppe wird zuerst in einem kurzen Vorgespräch herausgearbeitet. Dementsprechend entscheidet sich der Aufstellungsleiter/die Aufstellungsleiterin aus den vielen Aufstellungs-möglichkeiten für die Wahl einer bestimmten Aufstellungsmethode.

 

Der Anliegeneinbringer/die Anliegeneinbringerin wählt dann aus der Gruppe Stellvertreter/ Stellvertreterinnen für wichtige Teile seines/ihres Themas (bei einer Familienaufstellung z.B. Vater-Mutter-Geschwister) aus und stellt sie im Raum intuitiv hinsichtlich ihrer Beziehungen zueinander auf. Die Wahl der Stellvertreter/der Stellvertreterinnen ist immer freiwillig und wird als eine Dienstleistung im Sinne des zu bearbeitenden Systems verstanden, nicht als eine Personenbeurteilung!

 

Danach sucht sich der Anliegeneinbringer/die Anliegeneinbringerin einen guten Platz im Raum, von dem aus er/sie einen guten Überblick auf das weitere Vorgehen haben kann.

 

Der Therapeut/die Therapeutin begleitet den Prozess achtsam und unterstützt behutsam die aufkommenden Signale hinsichtlich ihrer Unterschiedlichkeit und ihrer Intention. 

Im weiteren Verlauf werden, bezogen auf das Anliegen, Beziehungsmuster deutlicher, aktuelle und auch generationenübergreifende Verstrickungen, Konflikte, Hindernisse konkreter und spürbar, Ressourcen entdeckt und all diese Themen bearbeitbar.

 

 

Nun geschieht in einer Aufstellung ein Phänomen, das immer wieder tief beeindruckt.

Sobald die Stellvertreter/die Stellvertreterinnen im System auf ihren zugewiesenen Plätzen stehen, wird jeder Einzelne/jede Einzelne quasi wie ein Teil des realen Systems und ‚übernimmt‘ gewissermaßen dessen emotionale Empfindlichkeiten, Körperwahrnehmungen, Intentionen. 

 

 


Matthias Varga von Kibed und Insa Sparrer prägten hierzu den Begriff der repräsentierenden Wahrnehmung. Dabei ist wichtig, dass der Leiter/die Leiterin Wert darauf legt, dass jeder Teilnehmer/jede Teilnehmerin einer Aufstellungsgruppe versteht, dass es sich im Aufstellungsprozess nicht wirklich um das ‚reale System‘ handelt, sondern dass lediglich das abgeleitete Konstrukt aus den Wahrnehmungen des Protagonisten aufgestellt wird.

 

 

Ziel einer systemisch prozessorientierten Aufstellungs-arbeit ist es, dass der Anliegeneinbringer/die Anliegen-einbringerin, bezogen auf das Ausgangsthema, die nächsten Schritte für Lösungen erfahren kann. Eventuell vorhandene, nicht integrierte Anteile können ins Bewusstsein geholt und verbunden werden, sodass  sich mehr freier Handlungsspielraum eröffnet. Dies wiederum führt dazu, dass jeder seinen/ihren eigenen Platz selbstbewusst und selbstverantwortlich einnimmt und sich gut und wohl fühlt.

 

 



Was kann in den Aufstellungen bearbeitet werden?  Die Themen sind vielfältig:

 

Persönliche und berufliche Beziehungen, Glaubenssätze, Gesundheit - Krankheit, unerfüllter Kinderwunsch, Stellung innerhalb der Familie, Geschwisterpositionen, Lernstörungen,  Ablöseschwierigkeiten, Paarprobleme, Trennungen, Selbstbeziehung, symbiotische Verstrickungen, Abspaltungen integrieren, familiäre Belastungen, Mehrgenerationenkonflikte, Mobbing…

  

Nicht nur im therapeutischen Setting, auch in der Supervision, im Coaching oder in der Organisationsentwicklung dienen Aufstellungen dazu, im System einen besseren Einblick in die vorliegende Dynamik zu bekommen, seine eigene Position und die der anderen besser einsehen und reflektieren zu können, sich selbst im Arbeitsfeld besser zu verstehen, störende Geschehnisse innerhalb eines Teams aufzuarbeiten usw.

 

Interessant ist auch die Möglichkeit, bei Aufstellungen mit verdeckten Inhalten arbeiten zu können.  

 

Die Methode funktioniert auch, wenn allein derjenige/diejenige, der/die das Anliegen einbringt, um den konkreten Inhalt des Anliegens weiß und alle anderen nichts über den Inhalt wissen.

 

Diese verdeckte Form ist oft hilfreich, wenn in komplexen sozialen Netzen gearbeitet wird, in denen sich unterschiedliche hierarchische Ebenen vorfinden. Dadurch können z.B. Vorgesetzte in einer Gruppe mit ihren Angestellten arbeiten und Vertrauen gewinnen, ohne sich demaskieren zu müssen und sich schutzlos zu fühlen.

 

Meine Vorgehensweise:

 

Beeinflusst von M.H. Erickson (Hypnotherapie), M.V.v.Kibed und I.Sparrer (systemische Strukturaufstellung),  S.Elsässer (prozessorientierte Aufstellungsarbeit im Sinne von POP), S.Essen (spirituell-systemische Aufstellungsarbeit und A.Mindell (prozessorientierte Aufstellungsarbeit im Sinne von POP), F.Ruppert (Psychotraumatologische Aufstellung) et.al. – um nur einige Einflüsse zu nennen – sehe ich meine psychotherapeutische Arbeit bereichert durch die Integration der verschiedenen Aufstellungsmöglichkeiten und wähle je nach Anliegen und Person eine bestimmte Vorgehensweise. 

 

Die Aufstellungsarbeit erlebe ich in meiner psycho-therapeutischen Arbeit immer wieder als sehr hilfreich und weiterführend, sowohl in der Einzelarbeit, als auch in der Paararbeit, der Gruppenarbeit und auch in meiner Supervisiontätigkeit.